LdM Favoritenliste März 2023

 

Literatur des Monats – Ran ans Buch

„Literatur des Monats – ran ans Buch!“ Ist das nur eine weitere Bestsellerliste? Keineswegs. Der kommerzielle Erfolg ist für ein Buch zwar wichtig, jedoch ist er nur ein Faktor bei der Betrachtung und Beurteilung von Literatur. Von Büchern. Wir haben einen „ganzheitlicheren“ Ansatz und hieven also durchaus Bücher auf unsere Favoritenliste, die anderswo weniger Chancen haben. Zu unrecht.

Unsere Jury, zusammengesetzt aus den unbefangenen Gernleser:innen aus unserer Hörer:innenschaft und aus unseren versierten Literatur-Expert:innen, haben entschieden: Hier ist unsere Favoritenliste für den Monat März 2023.

Ausgewählt nach Optik, Haptik, Klappentext, Satzspiegel, Illustrationen und Inhalt. In alphabetischer Ordnung. Wir präsentieren:

Andreas Dorau & Sven Regener - Die Frau mit dem Arm

Die Frau mit dem Arm

 

Autoren: Andreas Dorau und Sven Regener – Verlag: Galiani

 

Als Andreas Dorau mich vor vielen Jahren fragte, ob wir nicht zusammen ein Buch schreiben könnten (er brauchte gerade Geld für das Finanzamt), hatte er wohl an einen Roman gedacht, irgendwas Ausgedachtes. Aber ich kenne ihn seit 1981 und ich wusste: Der beste Roman ist Andreas´ Leben selbst, er ist der interessanteste Mensch und unberechenbarste Künstler, den ich kenne, er spielt auf den Klaviaturen der Kulturindustrie und der subventionierten Hochkultur gleichzeitig und gewissermaßen vierhändig, und was er davon zu erzählen hat, muss die ganze Welt wissen. Das sagte ich ihm damals und das sage ich heute, zwei Bücher später, voller Freude und Genugtuung. “Die Frau mit dem Arm” ist nicht einfach der zweite Teil einer Biographie, es ist die Fortsetzung einer Saga, von der man sich wünscht, dass sie nie endet: lehrreich, exzentrisch und sehr, sehr komisch!
Sven Regener

Ich sehe das so ähnlich.
Andreas Dorau

Johanna Gerhard - Der Klang von Feuerblau
Johanna Gerhard

Der Klang von Feuerblau

 

Autorin: Johanna Gerhard – Verlag: Selbstverlag

 

Wo Leidenschaft endet, beginnt die Reue.

Wenn Kit Camino das Cembalo spielt, färbt ihre Welt sich bunt. Jeden Ton sieht sie als Farbe. Doch diese Welt, die Welt ihres Vaters, hat sie hinter sich gelassen. Sie meidet ihn, das Instrument und alles, was sie daran erinnern könnte. Zu viel ist zwischen ihnen vorgefallen.
Als ihr Vater unerwartet verstirbt, erschüttert es Kit mehr, als sie sich eingestehen möchte. Er hinterlässt ihr Winters Weiher, das Landhaus der Familie und Sehnsuchtsort ihrer Kindheit. Dort hofft sie, endlich neu anfangen zu können.
Ihr Vater macht es ihr jedoch nicht leicht, ihn und das Cembalo zu vergessen, und die Sehnsucht nach der Musik ist stark. Wird es Kit gelingen, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, bevor sie sich selbst verliert?

Ein gefühlvoller Roman über die Kraft der Vergebung und die Farben der Musik.

Hanna Johansen - Bilder

Bilder. Geschichten vom Sehen

 

Autorin: Hanna Johansen – Verlag: Dörlemann

 

Das Buch erzählt ganz persönliche Geschichten, wie wir sie mit Bildern erleben können.

Wie Bilder zu uns sprechen, wenn sie zu uns sprechen, hängt bekanntlich nicht nur vom Bild ab, sondern auch davon, zu wem es spricht und wann und wo es das tut. Darum können wir vor Überraschungen und Entdeckungen nie sicher sein.

HANNA JOHANSEN, geboren 1939 in Bremen. Studium in Marburg und Göttingen. Nach Aufenthalten in Ithaca, New York, und Genf lebt sie seit 1972 in Kilchberg bei Zürich. Zahlreiche Veröffentlichungen (Romane, Erzählungen, Bücher für Kinder). Für ihre literarischen Werke wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Solothurner Literaturpreis (2003) und dem Kunstpreis der Stadt Zürich (2008). Zuletzt erschien im Dörlemann Verlag von Hanna Johansen Der Herbst, in dem ich Klavier spielen lernte.

Mariana Leky - Kummer aller Art
Mariana Leky (c) Birte Filmer
(c) Birte Filmer

Kummer aller Art

 

Autorin: Mariana Leky – Verlag: Dumont

 

“Alle wirkten innerlich blitzblank, nur in unserem Inneren herrschte Unordnung.”

Kummer aller Art plagt die Figuren dieser literarischen Kolumnen: Sie leiden unter schlaflosigkeit, Liebeskummer, Anspannung, Traurigkeit oder hadern mit der Vergänglichkeit. Doch der Kummer bringt sie auch zusammen, etwa, wenn auf Spaziergängen Probleme zwar nicht gelöst werden, aber zumindest mal an die Luft und ans Licht kommen.

Klug, humorvoll und mit großem Sinn für Feinheiten und Absurditäten porträtiert Mariana Leky Lebenslagen von Menschen, denen es nicht an Zutraulichkeit mangelt, wohl aber am Mut zur Erkenntnis, dass man dem Leben nicht dauerhaft ausweichen kann.

“Lekys Sprache ist von scharfer Präzision und hinreißendem Witz.” F.A.Z.

Christine Mayr - Blödsinn, sagte der Pinguin
Christine Mayr (c) BLICKFANG
(c) BLICKFANG

Blödsinn, sagte der Pinguin

 

Autorin: Christine Mayr – Verlag: Selbstverlag/story.one

 

Im Universum der 17 Geschichten tummeln sich allerlei Gestalten, die ihr Scherflein dazu beitragen, dass uns beim Lesen das eine oder andere Lichtlein aufgeht: ein philosophisch plaudernder Pinguin, missgünstige Götter oder ein widerspenstiger Heiliger. Mit pfiffigen Formulierungen und einem Schuss Sarkasmus lässt uns die Autorin teuflische Begegnungen und paradiesische Momente miterleben und verleiht so dem ganz normalen Alltag mal eine Vanille-Note, mal ein Krimi-Feeling.

Tamar Noort - Die Ewigkeit ist ein guter Ort
Tamar Noort - (c) Ali Ghandtschi
(c) Ali Ghandtschi

Die Ewigkeit ist ein guter Ort

 

Autorin: Tamar Noort – Verlag: Kindler

 

Eine Geschichte über Festhalten und Loslassen, Himmel und Erde und das, was dazwischen ist.

Elke ist eine junge Pastorin, die in Köln arbeitet. Als sie eines Tages einer alten Dame am Sterbebett das Vaterunser sprechen soll, kommt ihr kein Wort über die Lippen. Sie hat den Text vergessen, und zwar sämtlicher Gebete.
Ist das Gottdemenz?
Elke beschließt, in die norddeutsche Provinz zu fahren, an den Ort ihrer Kindheit. Doch auch nach all den Jahren fühlt es sich seltsam an, mit ihren Eltern am Esstisch zu sitzen, wenn der vierte Platz leer bleibt. Elke trifft Eva wieder, die ehemalige Freundin ihres Bruders, der damals zu weit auf den See hinausschwamm. Und während sie am Ufer sitzt und aufs Wasser schaut, ahnt Elke, wo sie beginnen muss, nach den verloren gegangenen Worten zu suchen.

Annette Pehnt - Die schmutzige Frau
Annette Pehnt - (c) Peter von Felbert
(c) Peter von Felbert

Die schmutzige Frau

 

Autorin: Annette Pehnt – Verlag: Piper

 

“Es ist wahr, niemand hält mich hier fest, Meinmann ist kein wärter und ich keine Gefangene, die Tür ist nicht abgteschlossen, und ich besitze genug Kleidungsstücke, Schuhe, Jacken und Schals, die es mir erlauben würden, angemessen gekleidet dort unten auf die Straße zu treten.”

Ein präziser und poetischer Roman über eine widerspenstige Frau, über subtile Gewalt und abgründige Lebenslügen.

“Eine sprachgewandte, reflektierte Autorin, die sich auf Zwischentöne versteht.” Deutschlandfunk

Christoph Ransmayr - Unter einem Zuckerhimmel
Christoph Ransmayr - (c) Magdalena Weyrer
(c) Magdalena Weyrer

Unter einem Zuckerhimmel. Balladen und Gedichte

 

Autor: Christoph Ransmayr – Verlag: S. Fischer
Illustrationen: Anselm Kiefer

 

Unter einem Zuckerhimmel

Wir spielen
unter einem Zuckerhimmel
Krieg,

nennen flackernde
Strohfeuer
Ewigkeit

und jede Katastrophe
einen Sieg.

Was immer auf uns niederfährt:
Wir nehmen es gelassen,
heiter

und spielen
und spielen weiter
unter einem Zuckerhimmel Krieg.

Constantin Schwab - Das Journal der Valerie Vogler

Das Journal der Valerie Vogler

 

Autor: Constantin Schwab – Verlag: Droschl

 

Die Journalistin Valerie Vogler wird von der extrem gehypten vierköpfigen Künstlergruppe AURORA nach Spitzbergen eingeladen. Sie soll einen Artikel über deren nächste große Arbeit schreiben.

Doch schon bald treten Unstimmigkeiten auf. Das scheinbar makellose Image des Kollektivs bekommt Risse. Und die junge Frau wird immer mehr in das undurchsichtige Treiben der Künstler verwickelt.

Ein spannender in die Abgründe der Kunst blickender Debütroman

Johanna Wurzinger - Und das Universum schweigt
Johanna Wurzinger

Und das Universum schweigt

 

Autorin: Johanna Wurzinger – Verlag: Elster & Salis WIEN

 

Sand im Getriebe will der aufsässige Zyniker Viktor in einer angepassten Gesellschaft sein, in der es um Konsum, Egoismus und selbstgefällige Wahrheiten geht. In der Mitte des Lebens angekommen,schwankt er zwischen leiser Hoffnung, bitterem Zynismus und offenem Widerstand. Ähnlich verhält es sich mit der widerspenstigen Patrizia. Nicht mit dem Strom schwimmen, aufbegehren gegen das Establishment, die neuen Öko-Bonzen und die selbst ernannten Weltverbesserer, die eigene Familie.

Johanna Wurzingers Debüt ist lässig erzählt und präzise beobachtet. Der Roman beschreibt das Dilemma der eigenen Positionierung in einer überbordenden Welt von scheinbar mehrfach existierenden Wahrheiten. Zwischen Rebellion und dem Wunsch nach Zufriedenheit zeigt die Autorin die Zerrissenheit der beiden Hauptfiguren und ihre Liebe füreinander.